Das einheitliche Unternehmenskonto kommt. Ab 2022 soll Unternehmen deutschlandweit ein und dasselbe Geschäftskonto zur Verfügung stehen und damit sämtliche Behördengänge digitalisiert werden. Ein Pilotprojekt ist bereits in Bayern, Bremen und NRW gestartet.
Behörde 2.0. – Digitalisierung erreicht Deutsche Ämter mit einheitlichem Geschäftskonto
Deutschen Behörden lastet ein verstaubtes Image an mit viel Papierkram und fernab jeglicher Digitalisierungsprozesse. Vor allem Unternehmen verbringen im Jahr viel Zeit auf und mit verschiedenen Ämtern. Zeit, die sinnvoller genutzt werden kann. Ab 2022 soll das kein reiner Wunschgedanke mehr sein, sondern Wirklichkeit. Denn: das „einheitliche Unternehmenskonto“ kommt.
Dabei handelt es sich um ein digitales Konto, über das deutsche Firmen mit den Behörden kommunizieren und sämtliche Verwaltungsdienstleistungen abwickeln können. „Wir machen damit einen Quantensprung bei der Kommunikation zwischen Betrieben und Behörden“, sagt Judith Gerlach, Bayerische Staatsministerin für Digitales, im Gespräch mit „Die Welt“ und fügt an: „Wir haben jetzt die Möglichkeit, Verwaltung neu zu denken – und zwar aus Nutzersicht statt aus Behördensicht. Durch Digitalisierung und Technik können wir Prozesse entsprechend verändern und dabei einen modernen neuen Staat schaffen.“
Erste Bundesländer nutzen das Konto bereits
Entwickelt wurde das Unternehmenskonto vom Bayerische Staatsministerium für Digitales und dem Bundesland Bremen. Das Konto basiert auf der in der Steuerverwaltung bekannten Elster-Technologie. Unternehmen können sich über die Technik bis zu 200 Elster-Zertifikate ausstellen lassen. Darüber können dann Anträge ausgefüllt und versendet sowie Bescheide von Behörden empfangen werden.
Rund eineinhalb Jahre wurde am neuen Unternehmenskonto gearbeitet, bis es im Sommer 2021 in die Pilotphase gestartet ist. Verfügbar ist das Konto bereits in Bayern, Bremen und Nordrhein-Westfalen. Sachsen, Baden-Württemberg, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt sollen bis Jahresende folgen. Die restlichen Bundesländer starten mit den digitalen Behördengängen im Jahr 2022.
Rufe nach einheitlichem Unternehmensportal werden lauter
Neben dem Unternehmenskonto wäre auch ein einheitliches Unternehmensportal sinnvoll. Denn bislang müssen Unternehmen die jeweilige Behörde online ansteuern, um auf deren Services zurückgreifen zu können – sofern der Service überhaupt in digitaler Form zur Verfügung steht. „Wünschenswert ist eine einheitliche und amtsübergreifende Plattform, damit es den Unternehmen so einfach wie möglich gemacht wird“, sagt Marcus Korthäuer, Vorstandsvorsitzender Arbeitgeberverbandes.
Judith Gerlach sieht das genauso: „Hier besteht aktuell noch eine Lücke“, die geschlossen werde müssen. Es gebe zwar viele gute Landes-, Kommunal- und Fachportale, aber keine bundesweite Lösung. Noch nicht zumindest.